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Hollywood-Stars in der Manege

Als Sarah Gruens Zirkus-Roman „Wasser für die Elefanten” 2008 die internationalen Bestsellerlisten stürmte, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann Hollywood ein hübsches Drehbuch daraus basteln würde.
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„Wasser für die Elefanten” ist ein Zirkusroman, der während der großen amerikanischen Depression Anfang der 30er Jahre spielt. Er wird retrospektiv erzählt, von einem alten Mann, der vielleicht 90, vielleicht 100 Jahre alt ist und in einem Seniorenheim lebt. Regisseur Francis Lawrence („I am Legend”) hält sich bereits hier sehr genau an die Literaturvorlage und lässt seinen Film in der Gegenwart einsetzen.

Dieser alte Mann namens Jacob Jankowski (Robert Pattinson), Sohn polnischer Einwanderer, erzählt uns 115 Minuten lang die Geschichte seines Lebens. Und die ist äußerst spannend, handelt sie doch überwiegend von seiner Zeit beim legendären Wanderzirkus „Benzini Brothers”. Nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Eltern springt der junge Veterinärmedizin-Student in einem Akt der Verzweiflung auf einen vorbeifahrenden Zug und findet sich inmitten von Artisten und Raubtieren wieder. Als Fast-Absolvent einer Elite-Uni erhält er von Zirkusdirektor August (Christoph Waltz) eine Anstellung als Tierarzt und reist mit dem fahrenden Zirkus durch Amerika.

Doch das Zirkusleben ist alles andere als glamourös. Jacob muss schnell einsehen, dass der Stärkere regiert, Essen und Futter knapp sind und überflüssige Artisten mal eben aus dem fahrenden Zug geworfen werden. Zudem führt der jähzornige August ein strenges Regiment, unter dem nicht nur seine Angestellten, sondern auch seine bildschöne Frau Marlena (Reese Witherspoon) zu leiden haben. Die junge Pferdereiterin ist die Hauptattraktion des Zirkus und soll nun gemeinsam mit Jacob die widerspenstige Elefantendame Rosie trainieren. In bester Hollywood-Manier kommt es, wie es kommen muss. Jacob verliebt sich in Marlena und will mit ihr gemeinsam den Zirkus verlassen. Doch das, weiß Marlena, wird August niemals zulassen.

Marlena mag vielleicht die Attraktion des Zirkus sein. Der Star des Films ist sie dennoch nicht. Ein großer grauer Dickhäuter mit Kulleraugen stiehlt ihr ganz klar die Show. Neben der schwergewichtigen Elefantendame wirken sogar Leinwandstars wie Witherspoon und Pattinson blass. Dass Christoph Waltz auch in diesem Film als Bösewicht überzeugt, ist nicht weiter erstaunlich. Die Traumfabrik hat sich scheinbar darauf eingeschossen, ihm die Rolle des jähzornigen Sadisten zu überlassen. Er meistert sie ein weiteres mal mit Bravour und Klasse.

„Wasser für die Elefanten” ist ein durchaus gefühlvoller Film, gleitet ab und an jedoch in die Rührseligkeit ab. Nostalgische Rückblenden verstärken magische Liebesmomente und melancholische Klänge sorgen für die tragische Grundstimmung. Manch einem ist das womöglich zu viel, andere werden besonders diese Mischung loben. Ob Kitsch oder Romantik ist hier, wie so oft, eine Frage des Geschmacks.

Wer unterhaltsames und farbenprächtiges Kino in Kombination mit einer klassischen Dreiecksbeziehung mag, wird diesen mit Sicherheit Film lieben und sich an den schillernden Kostümen und Maskeraden erfreuen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

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(Text: Julia Hanel / Zeichnungen: Christina Koormann)

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