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Hintergründe zu den neuen AGB bei studiVZ

Wenige Tage vor Weihnachten hat die größte europäische Kommunikationsplattform für Studenten im Internet für Furore gesorgt. Die neuen AGB haben die fast vier Millionen angemeldeten Usern von studiVZ zu Diskussionen über den Datenschutz angeregt. PR-Manager der Community Christiane Biederlack erläutert in einem Interview gegenüber back view Hintergründe.

[divide]Imageback view: Haben Sie eine derartige Reaktion seitens der Studenten auf die neuen AGB erwartet?
Christiane Biederlack: Wir haben natürlich mit Reaktionen gerechnet. So heftig, wie diese teilweise in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, waren sie allerdings – im Verhältnis zu unserer Mitgliederzahl – nicht. Nichts desto trotz haben wir die Fragen und den Unmut einiger Nutzer selbstverständlich sehr ernst genommen und entsprechend reagiert. So haben wir beispielsweise die wichtigsten und häufigsten Fragen noch einmal in einem “Klartext” zusammengefasst und unsere FAQ rund um die neuen Bestimmungen optimiert.Warum ist es überhaupt notwendig die AGB zu verändern?
Neue AGB und Datenschutzbestimmungen sind aus zwei Gründen notwendig: Erstens um unseren Werbepartnern die Möglichkeit zu geben, aktuelle Werbeformen zu platzieren, die übrigens auf vielen anderen Plattformen und Communities schon Standard sind, und somit studiVZ für unsere Mitglieder weiterhin kostenfrei anbieten zu können. Zweitens um die Plattform noch sicherer zu machen.

In dem von Ihnen genannten “Klartext” auf die wichtigsten Fragen verneinen Sie erst die Weitergabe von persönlichen Daten an Dritte. Im Anschluss jedoch beschreiben Sie die neu eingeführte “personalisierte bzw. zielgruppengerechte Werbung”. Wie sind diese beiden Aussagen miteinander vereinbar?
Ganz einfach: Um zielgruppengerechte Werbung anbieten zu können, brauchen wir keine Daten an Dritte weitergeben. Das haben wir nie getan und werden es auch zukünftig nicht tun. Das dafür notwendige Verfahren läuft so oder so anonymisiert und selektiert nur nach Geschlecht, Alter, Studienrichtung und Ort. Mit anderen Worten: Männliche Nutzer bekommen keine Lippenstiftwerbung mehr und die Pizzeria aus Aachen erreicht mit ihrer Werbung ausschließlich die Nutzer, die in Aachen wohnen.

Die neuen AGB treten zwar erst am 9. Januar 2008 in Kraft, allerdings löschen bereits jetzt einige Studenten ihre persönlichen Daten, Pinnwandeinträge und ihren richtigen Namen. Geht damit der Sinn des Netzwerkes nicht verloren?
Die Anzahl derjenigen, die ihre persönlichen Daten derzeit löschen oder verändern, ist im Vergleich zu unserer Gesamtnutzerzahl minimal. Trotzdem liegt es natürlich nicht in unserem Interesse fehlerhafte Profile in studiVZ zu haben. Daher haben wir noch einmal ganz deutlich gemacht, dass wie niemals Daten an Dritte weiterverkaufen.

Währenddessen kämpfen die Studenten mit Ihren eigenen Waffen. Mittlerweile gibt es bereits über 70 Gruppen die gegen die Änderungen gegründet wurden und immer mehr Studenten reden nur noch von “schnüffelVZ” oder “stasi 2.0”. Wie wollen sie dem entgegenwirken?

Von einer Abmeldungswelle oder einer Welle an Fake-Accounts kann definitiv nicht die Rede sein. Unsere Ab- und Anmeldungszahlen liegen im üblichen Bereich. Die öffentliche Wahrnehmung spiegelt in diesem Fall also nicht bzw. nur zum Teil die Wirklichkeit wider. Natürlich gibt es von einigen Nutzern und Gruppen Unmut und Forderungen. Wir nehmen diese Kritik selbstverständlich sehr ernst und sind daher dem eindeutigen Wunsch der Community nachgekommen, SMS- und Instant-Messenger-Werbung aus den AGB herauszunehmen.

Durch die geforderte Zwangszustimmung sehen viele Studenten ihr Vertrauen missbraucht. Doch was ändert sich letztendlich wirklich für den Nutzer?
Für unsere Mitglieder wird sich durch die neuen AGB in der Kommunikation und von der Benutzerführung überhaupt nichts ändern. Es wird auch keine Werbewelle oder ähnliches geben. Auch unsere Werbeplätze, die wir ja bekanntlich sehr dezent platzieren, bleiben wie gewohnt bestehen. Es ändert sich also maximal der Inhalt der Werbung.

Studenten können sich ohne einer Zustimmung der AGB nur noch bis Januar 2008 mit allen bisherigen Rechten im Netzwerk bewegen. Was passiert anschließend mit ihrem Profil?
Rechtlich sind wir dazu verpflichtet nur diejenigen in studiVZ zu lassen, die unseren AGB auch zustimmen. Wer dies bis zum 9. Januar nicht möchte oder aus anderen Gründen nicht kann, hat daher zunächst keinen Zugang mehr zu seinem studiVZ-Profil. Bis Ende März 2008 bleiben jedoch diese Profile weiterhin bestehen, falls der Nutzer noch zustimmen möchte bzw. sich umentscheidet. Diejenigen, die sofort austreten möchten, können sich jederzeit exmatrikulieren. In diesem Fall werden alle Daten des Profils sofort und vollständig gelöscht.

Da sich bisher jedoch viele Studenten noch gar nicht entschieden haben, ob sie den AGB zustimmen wollen, bleibt es weiterhin spannend, wie sich die Userzahl von studiVZ in den nächsten Wochen entwickeln wird.

(Interview: Konrad Welzel)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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