Greenwashing in Deutschland
Mehr Schein als Sein?
Unternehmen sollen nachhaltig, billig sowie hochwertig liefern und bedienen. Der Zwiespalt zwischen Preis und QualitĂ€t lĂ€sst ihre Ăffentlichkeitsarbeit deswegen oft zu faulen Tricks greifen. Es wird mehr dafĂŒr getan, grĂŒn zu scheinen, als wirklich ökologisch zu arbeiten. Doch manchmal trĂŒgt der Schein.
âDer Klimawandel wirkt sich durch DĂŒrre einerseits und Unwetter andererseits auf Ernten aus. All das hat auch Auswirkungen auf uns und unser GeschĂ€ftâ, so schreibt der McDonaldâs Konzern durchaus problembewusst auf seiner deutschen Website. Und tatsĂ€chlich sind ihre Bestrebungen fĂŒr mehr Nachhaltigkeit peinlich genau aufgelistet. AbfĂ€lle werden getrennt, Verpackungen bestehen zu einem betrĂ€chtlichen Teil aus Recyclingmaterialien und Mitarbeiter werden sogar angestellt GrĂŒnanlagen, Bushaltestellen oder ParkplĂ€tze in der Umgebung ihrer Restaurants von MĂŒll zu befreien. Doch das Fleisch bleibt trotzdem in den Burgern und erinnert daran, dass die Nutztierhaltung Nummer Eins fĂŒr die Emission von Treibhausgasen ist. Und von Greenwashing ist offiziell natĂŒrlich keine Rede.
Greenwashing bei H&M
âUnternehmen verwenden vielfĂ€ltige Methoden bei Greenwashingâ, meint eine Vertreterin der Umweltschutzorganisation Germanwatch. Zu ihrer Bestandsaufnahme passt der Moderiese H&M. Mit gut klingenden Phrasen macht er Altkleidersammlungen wie die der Caritas Konkurrenz. Abgegebene Kleidung wird bei H&M als Second-Hand-Kleidung weiterverkauft, recycelt oder zu anderen Produkten wie PutztĂŒchern verarbeitet. Zudem fĂŒhrt das Label eine Serie von sogenannten Conscious-Artikel, welche unter besseren Bedingungen hergestellt wurden als der Rest ihres Angebots und sie verwendet 27 Prozent des Stroms von erneuerbaren Energien.
Augenscheinlich ist der öffentliche Druck auf groĂe Produzenten wie McDonaldâs oder H&M zu groĂ, um nicht Konsequenzen nach sich zu ziehen. Diese Entwicklung kann als Lob fĂŒr das Engagement bei NGOs, in Berichterstattung und Bewusstsein der Menschen gewertet werden. Doch nicht nur das. Dass Unternehmen sich genötigt sehen zu ihren Produktionsbedingungen Stellung zu nehmen, ist auch der kritischen Haltung vonseiten der Konsumierenden zu verdanken. Leider ist Greenwashing deswegen nicht vom Tisch.
Fern von Selbstverliebtheit der Unternehmen
Zeit-Journalist Wolfgang Auchatius kennt H&M wie wohl kein anderer. Er ist nĂ€mlich dem weiĂen T-Shirt um 4,95 Euro nachgereist. Im GesprĂ€ch mit derStandard.at erzĂ€hlt er ĂŒber die langen Transportwege um die halbe Welt. Und von schimmeligen WĂ€nden der Kleiderfabriken, welche fĂŒr H&M produzieren. Zwar wurde er von deren GeschĂ€ftsfĂŒhrung in Hamburg freundlich empfangen, doch auf die Frage nach den HerstellungslĂ€ndern, verwiesen sie auf das Wettbewerbsgeheimnis.
Es wĂ€re H&M gegenĂŒber unfair, nicht zu erwĂ€hnen, dass es sich im Rahmen der Detox-Kampagne von Greenpeace das Ziel gesteckt hat, bis 2020 auf eine saubere Textilproduktion umzusteigen. Auch andere Unternehmen wie Zara, Mango, Puma oder Adidas sind mit dabei. âDie Unternehmen haben besonders gefĂ€hrliche Stoffe wie hormonell wirksame Alkylphenolethoxylate, Weichmacher sowie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) bereits aus ihrer Produktion verbannt und Abwasserdaten veröffentlichtâ, berichtet Greenpeace auf ihrer Website. Mehr als 90 Prozent unserer Kleider werden nĂ€mlich in Asien hergestellt, die AbwĂ€sser der Fabriken vergiften dort die GewĂ€sser. Deswegen ist die Detox-Kampagne sehr zu begrĂŒĂen. Die zurĂŒckgelegten Kilometer des Kleidungstransportes quer durch die Welt bis in die LĂ€den bleiben allerdings erhalten.
(Foto: Katharina Helling by jugendfotos.de)
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