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Fußball ist ihr Leben

Es regnet in Strömen. Der Schlamm spritzt hoch, als die Jungen sich den Ball zuspielen. Und da ist es: die Kickers schießen ein Tor gegen die Teufel. Vor dem Fernseher jubeln wir ihnen zu, trotz der ultimativen Niederlage von 1:10. Wieso aber waren unsere Helden die Underdogs, die Verlierer?
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KickersDie Zuschauer verfolgten die Fußballgruppe der Kickers von Anfang an mit, als RTL2 begann die japanische Serie Mitte der 1990er Jahre im Nachmittagsprogramm auszustrahlen. Viele der Jungen und Mädchen begannen in dem Alter gerade selbst ihre Teilnahme in Kinderfußballvereinen.

Schon immer begeisterte man sich in Deutschland stark für diesen Sport und deshalb war die Serie bei uns auch viel beliebter als in ihrem Ursprungsland. Doch die Kickers waren nicht nur dilettantische Anfänger wie du und ich. Sie konnten Spieltechniken von denen man selbst nur träumte. Nur Gregor konnte ein Ausrutschen im Schlamm in einen Rückwärtssalto, Ballannahme und Torschuss verwandeln.

Die Kickers: Kein Platz für Realität

Aber auch die scheinbar immense Größe des Feldes und die Erdkrümmung, die das gegnerische Tor erst langsam am Horizont auftauchen ließ, waren fernab der Realität. Der wichtigste Trick der unschlagbaren Mannschaft „Die Teufel“ war der Teufelsdreier, bei dem drei Spieler in die Luft sprangen und dort hängen zu blieben schienen, während sie wie beim Hütchenspiel den Ball untereinander austauschten.

„Völlig unmöglich“, schreien wir als Erwachsene, die sich noch einmal die Folgen auf DVD ansehen. Aber das Kind, das wir waren, war von dieser meisterhaften Handhabung des Leders viel zu begeistert, um sich um den realistischen Zweifel zu kümmern, der an einem nagte.

Die Großen gegen die Kleinen

Doch nicht nur die sportlichen Fähigkeiten machten diese Serie bei uns beliebt. Figuren wie Mario und Gregor brachten uns auch ernstere Themen näher, die unseren eigenen Alltag beeinflussten: Freundschaft, erste schüchterne Versuche, Mädchen kennenzulernen – oder sich möglichst unauffällig vor ihren Avancen zu retten – Durchhaltevermögen und Vertrauen in uns selbst.

Die Teufel standen für die Gegner unseres Alltags: fiese, ältere Mitschüler die uns bei allen Gelegenheiten ärgerten und klein machten. Doch die Kickers zeigten uns, dass Aufgeben keine Option ist und, wir uns zur Wehr setzen können. Denn was wir mit jeder Folge sahen, hörten und erlebten, war: „Jeden Tag ist ein anderes Spiel zu Ende und bevor man nach Haus’ geht, reicht man einander die Hände und hat was gelernt. Unsre Kickers die schaffen es, vor!“

(Text: Franziska Mayer / Foto: Manos Radisoglou by Jugendfotos.de)

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