KulturMusik & Theater

Filigran und vielseitig

Als Sänger Tobias Dirr 2005 an einem Bandwettbewerb teilnimmt, ahnt er nichts von seinem Glück. Er gewinnt ein Konzert beim Münchner Tollwood Festival. Alles, was fehlt, ist eine Band. Wie gut, dass sich „blek le roc” schnell fand – und eines der schönsten Indierock / Alternative – Alben produzierte.


Mut zur Vielseitigkeit hatten die drei Musiker von „blek le roc”, als sie die Songs für ihr Debütalbum schrieben. Sie wägen ihre Zuhörer nicht über elf Lieder lang in Sicherheit, sondern führen ganz bewusst nach den zwei sanften Openern „Someone” und „Gravity” einen Bruch ein.
blekleroc_teaserNach verliebten Floskeln wie „Someone wants you, someone holds you” und melancholischen Melodien, mutet „130″ an wie das Werk einer völlig anderen Band. Gitarrist Lucas Fernandes beweist, dass er auch härtere Gitarren anschlagen, Sänger Tobias Dirr, dass er punkiger singen und Schlagzeuger Benedikt Abé dass er rotzig-rockiger spielen kann. Und trotz düsterer Strophen finden die drei im Refrain wieder zu einem freundlicheren Klang zurück.

Um jedoch nicht zu lange eine Schiene zu fahren, fängt „Lisbon” den Zuhörer sofort wieder auf. Sanfte Gitarrenklänge und Dirrs Gesang geben „Lisbon” einen melancholischen Charakter. „Blek le roc” klingen fast ein wenig nach Oasis, wenn sie abrupt von Pre-Chorus in den Refrain wechseln, oder wenn Dirr zu „Come and see me” ansetzt. 

blekleroc_textMit „Bound” ist auf dem Debütalbum der Münchner Band ein längeres Instrumentalstück eingebaut. Nahezu minimalistisch bauen sich die Delayschleifen auf, erst ab der dritten Minute schleicht sich Gesang ein. Dann eine kurze Atempause. Und plötzlich bricht ein Refrain aus dem Stück hervor, das so ruhig anfing.
In der letzten Minute steigert sich dieser Refrain auf sein Maximum. Mit diesem einfachen, aber kunstvollen Mittel überraschen „blek le roc” immer wieder. Sie wiegen ihre Hörer kurz in der Sicherheit der Strophe und lassen im Refrain alles ausbrechen. Was zurück bleibt, ist ein Ohrwurm, der sich so schnell nicht wieder loswerden lässt.

„Don‘t You Know” hat einen poppigeren Charakter als seine Vorgänger, „Sidewalk” bringt mit Gitarre, Gesang und Akkordeon Wünsche und Sehnsüchte zum Ausdruck. Für jede Lebenslage hält „blek le roc” etwas parat. Freude, Weltschmerz, Liebeskummer, Glück? Keine Frage, Dirr, Fernandes und Abé haben für jedes Gefühl den passenden Akkord und für jeden Augenblick die richtige Harmonie gefunden.

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die drei Musiker schon als Vorband für diverse Showgrößen auftreten durften: Glasvegas, The Veils, Brett Anderson, Manfred Mann‘s Earth Band und Status Quo zählen zu den Bands, die „blek le roc” supportete. Denn nicht nur auf dem Album ist „blek le roc” vielseitig. Ihr federleichter bis fesselnder Sound kann sich auch live durchsetzen.

Tourdaten:
30.6.12: Headshrinker Festival, Steinbach
12.7.12: Munich Rocks, München, Ampere
29.7.12: Chari-Free, München, Gasteig
08.8.12: Theatron, München

(Text: Ronja Heintzsch / Fotos: ADD On Music)

Ronja H.

Konstruktive Kritik in bitterscharfen Kommentaren üben, die Welt bereisen, auf aktuelle Problematiken hinweisen - all dies sind Gründe, aus denen Ronja beschloss, sich dem Metier Journalismus zu verpflichten. Schließlich gibt es noch einige unaufgedeckte Watergate-Affären in dieser Welt.

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