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Fernweh

Vermutlich jeder kennt es—dieses Gefühl mehr von der Welt sehen zu wollen und andere Kulturen erforschen zu wollen. Was liegt jedoch dahinter? Reine Wissbegierde oder die Angst vom eigenen Alltag?[divide]

FernwehIn die Wiege gelegt

Seid dem ich denken kann, ist das Reisen ein großer Punkt in meinem Leben. Meine Eltern nahmen meine Geschwister und mich zum Urlaub meist mit an ferne und wundervolle Orte. Wir blieben eher fern ab vom „Turi-Leben“ und stürzten uns in die Kultur des Zielortes. Hautnah miterleben—das ist wirklicher Urlaub. Zentraler Punkt war meist die Esskultur des Landes. Alles Eindrücke, die ich nicht missen will und für die ich meinen Eltern unendlich dankbar bin.

Es blieb jedoch nicht beim Reisen. Auch in drei Ländern habe ich schon gelebt und da ist es wohl kaum eine Überraschung, dass diese Wissbegier über andere Länder sich bei mir irgendwie festgesetzt hat. Jetzt im Studium fehlt allerdings das Nötige kleingeld für große Reisen und in mir steigt dieses Verlangen auf: Ein Gefühl namens Fernweh.

Das Umfeld

Zugegeben, große Probleme ergeben sich bei mir durch das Fernweh nicht so sehr, denn mein soziales und familiäres Umfeld teilt meine Freude am Reisen. Meine Verwandtschaft ist über den ganzen Globus verteilt, meine Freunde stammen selbst aus anderen Ländern und mein Freund möchte mit mir noch vieles sehen. Trotzdem kann das zu starke nachgehen des Verlangens nach fernen Orte die Menschen in seinem Umfeld kränken, verletzten oder sogar von einem entfernen. Es ist ein gesundes Maß auf das es ankommt. Man sollte nicht von jetzt auf gleich seine Sachen packen und nach Australien „fliehen“. Zugegeben, früher war genau dies mein Wunsch. Ich bin jedoch erwachsen geworden und reflektierter in meinen Handlungen. Wäre ich diesem Wunsch nachgegangen wäre das wohl purer Egoismus gewesen. An dieser Stelle lässt sich jedoch nicht von einem gesunden Egoismus sprechen, denn ich hätte mich vereinsamt und wäre daran wohl zerbrochen. Man darf niemals den Wert seines sozialen und familiärem Umfelds unterschätzen, denn dies ist ein Fehler, den ich leider schon bei anderen beobachten konnte.

Flucht aus dem Alltag

Wer kennt es nicht? Jeden Morgen aufstehen und den gleichen Trott Tag für Tag durchleben. Hin und wieder steht mehr zu tun an und man selbst bleibt auf der Strecke. Da ist es völlig nachvollziehbar, dass man etwas anderes sehen möchte und ganz weit weg von alle dem sein will. Genau in solchen Momenten schleicht sich ein kleiner Freund namens Fernweh ein. An sich nicht verwerfliches. Jeder sollte sich auch mal eine Auszeit gönnen. Da ich das allzu gut kenne, werde ich andere in solch einer Situation auch nicht verurteilen. An dieser Stelle passt der Begriff gesunder Egoismus wie die Faust aufs Auge, denn man darf sich selbst auch nicht aus den Augen verlieren. Hier ist es wohl sogar eher Gesund dem Fernweh lieber etwas früher als zu spät nachzugeben.

Zusammengefasst: Mit Fernweh sollte man richtig umgehen

Fernweh ist nichts verwerfliches und total nachvollziehbar. Meiner Meinung nach ist es ein absolut nachvollziehbarer Wunsch seinem Alltag zu entfliehen und einfach mehr von der Welt sehen zu wollen. Man sollte jedoch nicht zu impulsiv auf dieses Verlangen reagieren und erkennen, dass das eigene Umfeld einen auch zusammen hält. Neue Orte zu entdecken ist etwas wundervolles und alleine macht es auf dauer wohl keinen Spaß mehr. Aber was tun? Ich habe für mich folgende Lösung gefunden: Wenn dein Fernweh wieder zuschlägt, nimm deine Liebsten doch einfach mit und begeistere sie für deine Reiselust. In unserer Generation gibt es wohl wenige Leute, die kein Fernweh kennen und Kompromisse sind nichts schlechtes. Meinen Traum vom Auswandern habe ich auch noch nicht begraben—ich suche mit meinem Freund eine Lösung mit der wir beide Glücklich wären und warte lieber eine Zukunft ab, in der das nötige Kleingeld für genügend Besuche bei Freunde und Familie vorhanden wäre.


(Foto: Tabea Stölting by jugendfotos.de)

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