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Faschings-ABC für Nicht-Karnevalisten

Die närrischste Zeit des Jahres kommt unweigerlich auf uns zu und lässt nur zwei Möglichkeiten: Entweder im Bett vergraben und warten, bis alles vorüber ist oder sich ins Chaos stürzen. Für alle, die Letzteres vorhaben, gibt es unser Faschings-ABC, das selbst den größten Laien die wichtigsten Begriffe erklärt.
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Alaaf: Alaaf ist ein Faschingsausruf, der besonders im Rheinland verbreitet ist – oft in Zusammenhang von Kölle Alaaf. Die Herkunft ist nicht ganz geklärt, es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung des Wortes. Auf jeden Fall ist es heutzutage ein Ausruf, den man in den entsprechenden Gebieten voller Inbrunst von sich geben sollte. Wer nicht mit Kamelle beworfen werden möchte, sollte das im gesamten Bundesgebiet verbreitete “Helau” in den rheinischen Gebieten vermeiden, denn dies ist hier verpönt.

Aschermittwoch: Am Aschermittwoch ist der ganze Faschings-Spuk vorbei. Alle Karnevalisten sind nun damit beschäftigt, sich erst mal auszunüchtern und daraufhin sofort die nächste Saison vorzubereiten. Denn der ganze überschwängliche Spaß, den die Faschingszeit mit sich bringt, muss ja ein Ende finden, bevor es – zumindest traditionell – in die Fastenzeit geht.

Büttenrede: Die Büttenrede ist eine Fastnachtsrede, die an der “Bütt” gehalten wird. Diese Bütte war ursprünglich ein Faß oder Bottich. Der Begriff wurde auch für Weinfässer verwendet und somit besonders im Rheinland und den südwestdeutschen Karnevalshochburgen entlehnt. Es bezeichnet heute ein Rednerpult, das jedoch nicht immer auch noch fass ähnlich aussieht. Die Büttenrede ist fester Bestandteil der Karnevalssitzungen. Sie ist meist sehr regelmäßig gereimt und wird im starken Dialekt vorgetragen, was es Ortsfremden nicht immer leicht macht, den Inhalt zu verstehen. Was man in solch einer Situation beachten sollte, ist jedoch unbedingt beim Ertönen des Tröt-Geräusches (döff döff) zu klatschen, denn dieses markiert die Pointen. Die Themen sind sehr unterschiedlich, von Fastnachtsthemen an sich, über alltägliche Kuriositäten, bis hin zu politischen Themen ist alles erlaubt. Hauptsache immer ein wenig ironisch und mit einem  Augenzwinkern.

Elf: Schon im 19. Jahrhundert bekam die Zahl Elf ihre heute so wichtige Bedeutung für den Karneval, besonders durch den Vorsitz bei Prunksitzungen, den sogenannten Elferrat. Bei Faschingsveranstaltungen markiert sie vor allem Uhrzeit und Datum. Bereits im November, wo noch niemand sonst an Fasching denkt, fangen die Hardcore-Karnevalisten an, es zu feiern. Am 11.11. um elf Uhr elf geht es in den Hochburgen los. Auch sonstige Faschingsveranstaltungen beginnen fast immer um elf nach. Diese Uhrzeit sollte man unbedingt ernst nehmen und mitmachen, um niemanden zu beleidigen.

Fastnacht/Fasching: Der Begriff Fastnacht ist der gebräuchlichere Begriff in ganz Deutschland. Das Wort Fasching ist eher in Bayern und Österreich verbreitet. Die eindeutige Wortherkunft ist nicht geklärt, es gibt viele verschiedene Theorien über die ursprüngliche Bedeutung. Fest steht allerdings, dass die Traditionen der Faschingsbräuche schon sehr alt sind. In abgewandelter Form wurden diese schon im Mittelalter gefeiert.

Garde: Die Karnevalsgarde ist im Gegensatz zur militärischen Garde eine Tanzgruppe. Sie begleiten die Wagen bei Faschingsumzug und treten auch bei den Sitzungen auf. Im Rheinland werden die Garden auch Funken genannt und die dazugehörigen Tänzerinnen entsprechend Funkenmariechen.

Hochburgen: Fastnachtshochburgen in Deutschland sind vor allem das Rheinland, Rhein- und Südhessen, das Münsterland, Franken und Baden-Württemberg. Besonders närrisch wird es in den Städten Köln, Bonn, Aachen, Mainz und Düsseldorf. Also bei Bedarf auf jeden Fall hinfahren, ansonsten um die Faschingszeit weiträumig umfahren.

Jecken: Besonders im Rheinland werden faschingsbegeisterte Personen als Jecken bezeichnet, in anderen Regionen als Narren. Überwiegend in Köln wird dieser Begriff häufig verwendet, bezieht sich aber auch allgemein auf eine lebensfrohen Charakter. Ein bekanntes Sprichwort ist „Jeder Jeck ist anders”. Den Faschingsanhängern ist also egal, wie man feiert und in welchem Kostüm – Hauptsache es wird gefeiert. Mit diesem Ausruf kann man sich als Karnevals-Laie schon mal beliebt machen.

Kamelle: Bitte nicht wundern, wenn jemand Bonbons auf euch schmeißt, das ist kein tätlicher Angriff. Die Kamelle werden bei den Faschingsumzügen, besonders bei den großen Rosenmontagsumzügen, geworfen. Sie sind meist Süßigkeiten, früher Karamell-Bonbons, worauf auch ihr Name zurück geht. Heutzutage wird aber auch alles mögliche andere geworfen, in Köln zum Beispiel auch „Strüssjer”, also Blumensträuße.

Kostüm: Die Standard-Kostüme für Jung und Alt sind schon ein alter Hut – zum Beispiel Clown, Cowboy, Zauberer/Hexe, Prinzessin, Arzt/Krankenschwester sowie Engel/Teufel. Ein wenig mehr Kreativität bei der Kostümwahl ist sehr willkommen, wenn man auf einem Faschingsball nicht allzu oft gleich Kostümierten über den Weg laufen will. Berühmte Personen oder leblose Gegenstände werden dazu oft gewählt, zum Beispiel eine Pommestüte, Zapfsäule etc. Am besten ist es allerdings, sich ein ganz eigenes Kostüm auszudenken. Das versteht dann vielleicht nicht jeder, aber es ist sicher einzigartig. Ach und übrigens, den Vorschlag, sich als Streichholz zu verkleiden ( „Einfach nichts anziehen, der rote Kopf kommt von ganz alleine”) sollte man nicht ernst nehmen.

Lumpenball: Der Lumpen- oder Fetzenball ist eine besondere Art des Faschingsballs. Die Besucher kostümieren sich allerdings im Gegensatz zu anderen Fastnachtspartys in Lumpen und abgeschlissener Kleidung. Unbedingt darauf achten, um nicht over-dressed zu wirken.

Museum: In Deutschland gibt es mehrere Fastnachtsmuseen, die Faschingsutensilien wie Masken, Orden, Kostüme und andere Gebrauchsgegenstände, aber auch historische Zeugnisse über Fastnachtsbräuche, wie Protokolle und Abschriften beherbergen. Das größte Museum befindet sich in Kitzingen. Daneben existieren noch weitere, zum Beispiel in Koblenz und Mainz. Die Fastnachtsmuseen sind die perfekte Gelegenheit, um sich ein wenig in Sachen Karneval zu bilden und die wichtigsten Informationen im Vorhinein zu bekommen.

Narren: Der Narr als solcher war schon im Mittelalter das spaßige, verrückte, auch als dumm und tollpatschig erachtete, Mitglied des Hofstaats. Er hatte aber natürlich auch einen unterhaltsamen und fröhlichen Aspekt. Diese Attribute sind es vor allem, die auf die Fastnacht übertragen wurden. Heute bezeichnet man darum im übertragenen Sinne Fasching feiernde Menschen als Narren.

Prinzenpaar: Das Prinzenpaar regiert während der Saison; wobei der Prinz traditionell weitaus mehr zu sagen hat. Adel verpflichtet auch hier: Die Aufgaben des Paares sind repräsentative. Beide (oder auch im Dreigestirn) fahren von Sitzung zu Sitzung. Die entstehenden Kosten sind hoch und somit ist das traditionsreiche Amt nicht für jeden Jeck erreichbar.

Prinzengarde: Die Prinzengarde steht ihrem Prinzen treu zur Seite. Die Kölner Prinzengarde von 1906 e.V. zum Beispiel organisiert sich in mehreren Corps. Fuß- und Reitercorps nehmen an Veranstaltungen und Umzügen teil. Reserve- und Ehrencorps zeichnen sich durch lange Mitgliedschaft aus. Das Corps à la Suite stellt die finanziellen Unterstützer, denn der ganze Karnevalsspaß kostet natürlich.

Rosenmontag: Der Rosenmontag ist der Höhepunkt der Karnevalszeit. An diesem Montag finden die meisten Umzüge statt. Kinder freuen sich auf Kamelle und Verkleiden. Den größten Karnevalsumzug gibt es in Köln. Auf mehr als fünf Kilometern Länge fahren geschmückte Festwagen durch die Straßen. Gefolgt von Musikkapellen und Fußgruppen erfreuen viel Satire und Spaß die über eine Million Besucher. Mainz und Düsseldorf stehen Köln in lediglich im Ausmaß nach.

Schwellköpp: Die „Meenzer Schwellköpp” sind im Grunde genommen riesige geschwollene Köpfe. Hergestellt aus Pappmaché zeigen sie lustige Mainzer Charaktere in langer Tradition. Jeder von ihnen hat einen eigenen Namen. Schinos, zum Beispiel, trägt einen Dutt, ein rotes Kleid und das Mainzer Rad vor der Brust.

Sitzung: Eine Karnevalssitzung ist eine spaßige Veranstaltung, in der viel getanzt und gelacht wird. Das kostümierte Publikum lauscht Büttenreden und schmettert gemeinsam Lied um Lied. Der Sitzungspräsident sitzt oftmals inmitten des Elferrats und führt durch Veranstaltung. Den Höhepunkt erreicht die Sitzung mit dem Erscheinen des Prinzen oder Prinzenpaars, je nach Regierungsform.

Tulpensonntag: Der Tulpensonntag beschreibt den Sonntag vor Rosenmontag. In den rheinischen Städten finden an diesem Tag die „Schull- un Veedelszöch” statt. Dabei handelt es sich um Schul- und Viertelsumzüge. Schul- und Veedelsvereine ziehen hier durch die Straßen. Eine Jury bestimmt in verschiedenen Kategorien Gewinner, die dann am Rosenmontagsumzug mitlaufen dürfen.

Veilchendienstag (Faschingsdienstag): Der Faschingsdienstag bezeichnet den Tag zwischen Rosenmontag und Aschermittwoch. Am letzten Tag des närrischen Treibens rappeln sich die Narren aus ihrem komatösen Zustand auf um noch ein letztes Mal Gas zu geben. Am Folgetag beginnt schließlich die Fastenzeit.

Verein: Karnevalsvereine hegen und pflegen die Traditionen und Rituale des Karnevals. Wenn man sich überlegt wie viele Veranstaltungen, Bälle, Umzüge und Wettbewerbe es vom 11.11. bis zum Aschermittwoch gibt, fällt für die Vereine unglaublich viel Organisatorisches an. Neben Organisation steht natürlich auch das gemeinsame Feiern der fünften Jahreszeit im Vordergrund. Eine Übersicht der Vereine gibt es auf www.karneval-vereine.de/vereine. Geordnet nach Postleitzahlen fällt schnell ins Auge, dass Köln die meisten Vereine beheimatet.

Weiberfastnacht: Weiberfastnacht beschreibt den Donnerstag vor Aschermittwoch an dem die feucht fröhliche Phase des Straßenkarnevals beginnt. An diesem Donnerstag übernehmen die Frauen die Macht. Eine bekannte Tradition ist sicherlich das Abschneiden der Krawatten als Symbol der männlichen Vorherschaft.

(Text: Julia Radgen & Felix Klabe)

Julia R.

Julia lebt in Mainz und schreibt am liebsten über Kultur- und Gesellschaftsthemen - und interessante Menschen. Sie ist Social Media-süchtig und verzichtet nur freiwillig auf Internet und Handy, wenn sie zu einem Festival fährt. Wenn sie groß ist, will Julia mal Journalistin werden.

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