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Enttäuschender Selbstfindungsfilm

In der Bestsellerverfilmung „Eat Pray Love” geht Hollywood-Sweetheart Julia Roberts nach einer langen Phase der Leinwandabstinenz auf Selbstfindungstrip und sucht den Sinn des Lebens in Italien, Indien und Bali.

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Liz Gilbert (Julia Roberts) hat eigentlich alles, was man sich im Leben wünscht. Einen tollen Job, eine schicke Wohnung, viele Freunde und einen sympathischen Ehemann. Glücklich ist sie trotzdem nicht. Als sie die Leere in ihrem Leben nicht mehr erträgt, reicht sie die Scheidung ein und packt spontan ihre Koffer, um endlich einmal das zu tun, worauf sie Lust hat: zu leben, zu genießen und zu schlemmen.

Ihre Reise führt sie zuerst nach Rom, wo sie die italienische Sprache und Kochkunst kennen lernt. Nach einigen Monaten bricht sie nach Indien auf, um in einem Aschram zu sich selbst zu finden. In Bali trifft sie schließlich auf Weltenbummler Felipe (Javier Bardem), der ihr zeigt, was wahre Liebe ist.

„Eat Pray Love” ist die filmische Umsetzung des autobiographischen Bestsellers der US-Journalistin Elizabeth Gilbert. Mit ihren Selbstfindungsweisheiten begeisterte sie allein sechs Millionen amerikanischer Frauen. Zudem löste ihr Roman einen kleinen Pilgerstrom nach Bali aus, hofften doch zahlreiche Hausfrauen dort selbst ihren Felipe zu finden.

Das große Problem dieses bilderreichen Films ist seine Protagonistin, die es einem durchweg schwer macht, ihre Beweggründe zu verstehen. Was Liz an ihrem eigentlich perfekten Leben in New York nicht gefällt, ist für den Zuschauer nur teilweise nachvollziehbar. Zudem irritiert der Gedanke, dass Liz diese Entscheidung quasi über Nacht trifft, ohne mit ihrem Mann oder Freunden darüber zu sprechen. Wäre da nicht Julia Roberts, die Liz ihr strahlendes Lächeln leiht, wäre der Film nichts weiter als die Geschichte einer egomanen und ignoranten Frau.

Nun ist es aber eben gerade Julia Roberts, die als Weltenbummlerin den Sinn des Lebens ergründet und diesen Film gewissermaßen rettet. Mit ihrem weltberühmten Strahlen und einer großen Portion Charme sorgt sie immerhin für eine Reihe unterhaltsamer Passagen und tröstet über Längen hinweg.

Die Erkenntnisse dieses Films sind dennoch reichlich banal. Um zu wissen, dass man ab und an Kohlenhydrate essen darf, muss man nun wirklich nicht ins Kino. Statt nützlicher Lebensweisheiten liefert „Eat Pray Love” immerhin traumhafte Impressionen ferner Länder im Stile eines guten Reiseführers: antike römische Stätten, turbulente indische Märkte und Elefanten auf Bali. Fernweh ist nach diesem Film ein Garant. Im Gedächtnis bleiben viele herrliche Kitschpostkarten.

„Eat Pray Love” bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück und verlässt sich auf einen lächelnden Hollywoodstar und exotische Landschaftsaufnahmen. Auch die Moral dieser Geschichte erscheint fraglich, landet Liz doch letztendlich wieder in den Armen eines starken Mannes. So manch einer dürfte sich hier fragen, was der Protagonistin diese Weltreise eigentlich gebracht hat.

(Text: Julia Hanel)

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