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Endlich Student!?

Das Abitur ist endlich in der Tasche und man meint, man könne mal eben die ganze Welt erobern – alle Wege stehen einem offen. Hat man sich unter den vielen Möglichkeiten schließlich für die Universität entschieden, kommen die ersten Ängste und Sorgen auf, die aber meist schnell wieder verfliegen.


Mit dem Einstieg in das Studentenleben beginnt meistens auch der Schritt aus dem gut behüteten Zuhause in die erste eigene Wohnung. Als ob es nicht schon genug wäre, den neuen Stadtplan auswendig zu lernen, den Weg zum nächsten Baumarkt zu finden und einen Umzug zu meistern, kommen noch viele organisatorische Fragen in Bezug auf das Studium auf. Um die sollte man sich schon Gedanken machen, bevor der Kleiderschrank aufgebaut und die ersten Töpfe eingekauft werden.

Zwischen Haushaltschaos und Seminarsuche
Die Institution Universität bedeutet, dass man im Gegensatz zu bisherigen Erfahrungen aus der Schule, weitgehend auf sich gestellt ist. Nun kommt es darauf an, sich selbst organisieren zu können. Die Damen bei der Einschreibung überprüfen nicht nur das originale Abiturzeugnis und einen Kontoauszug von den bereits überwiesenen Studiengebühren – was man meistens erst nach drei Stunden Anstehen erfährt. Sie sind auch diejenigen, die einem letztendlich den Eintritt in das so undurchsichtige Universitätsleben gewährleisten und damit einen zunächst völlig überforderten Ersti in den Hallen der Studentenkanzlei hinterlassen.

Sobald man herausgefunden hat, wie der eigene Studiengang eigentlich genau genannt wird, geht es darum, einen Stundenplan zusammenzustellen. Bachelor und Master machen es möglich, dass man sich bei seiner Seminarauswahl an bestimmte Module richten muss und keine freien Wahlmöglichkeiten besitzt. Module geben die genau zu erreichende Punktzahl für ein erfolgreiches Studium vor. Man wird feststellen, dass es nicht immer durchführbar sein wird, den Stundenplan seinen Schlafenszeiten anzupassen, aber spätestens in ein paar Wochen wird man dafür merken, dass eine Anwesenheit in allen Veranstaltungen sowieso nicht relevant ist.

Im Zeitalter des Internets lassen sich auf der Universitätshomepage und verwandten Websites Anleitungen und Leitfaden dazu finden, wie viele ECTS-Punkte pro Semester angebracht und welche Vorlesungen als Einführung in die Thematik vorgesehen sind. Für das erste Semester sollte man nicht übermütig werden, schließlich will die neue Stadt noch erkundet und der notwendige Nebenjob gefunden werden. Der Stundenplan ändert sich in der Regel noch in den nächsten Wochen, da sich die Uhrzeiten von Seminaren verschieben oder die Vorlesungen zu beliebten Uhrzeiten schlichtweg überfüllt sind.
Mit der Einschreibung und der Erstellung eines Stundenplans ist der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem richtigen Studenten geebnet. Block gekauft und Bleistift gespitzt? Es kann losgehen.

Auch an der Uni wird nur mit Wasser gekocht
Nein, man braucht wirklich nicht alle Bücher durchzukauen, die in der ersten Veranstaltung nicht nur als wahre Meisterwerke, sondern auch als prüfungsrelevant angepriesen werden. Im Grunde ist es ein Ding der Unmöglichkeit, alle vorgeschriebenen Skripte auswendig zu lernen und jedes Kapitel der Lektüren durchzulesen – vorausgesetzt man will auch die Vorzüge eines Studentenlebens genießen. Eine dreiseitige Bücherliste bedeutet zudem nicht, dass man alle Werke zu kaufen und auf seinem Schreibtisch zu stapeln hat. Mit der Zeit wird man herausfinden, mit welcher Methode man wirkt, als habe man jede Pflichtlektüre konsumiert und wie man wichtige Passagen aus dem Buch des Professors wiedergibt.

Der Inhalt eines Seminars an der Universität ist abstrakter, die Forschungsfragen spezieller und die Erwartungen an den Studenten höher – aber man sollte sich in den ersten Tagen nicht von hunderten Seiten Druckmaterial abschrecken lassen. Sobald man ein bisschen tiefer in die Materie eindringt, wird nicht nur die Veranstaltung interessanter, auch die Prüfungsvorbereitung fallen leichter. Es genügt vielleicht nicht mehr, einen Wikipedia-Artikel für ein anstehendes Referat durchzulesen, aber auch das wissenschaftliche Arbeiten lässt sich erlernen.

Auch die Professoren sind nur Menschen und wollen einem – mit wenigen Ausnahmen – nichts Böses. Zudem ist man nicht der erste Student auf Erden – es finden sich immer Gleichgesinnte, die ähnliche Fragen beschäftigen und Tutoren, die ein Auge auf die Erstsemester richten. Notfalls kopiert man eben nicht nur den Stundenplan, sondern auch die Mitschriften von dem Mädel, dass man bei der Einschreibung kennengelernt hat oder man schreibt den Leuten vom Prüfungsamt ein drittes Mal eine E-Mail mit vielen Fragezeichen.

Ein Studentenleben bringt viele Vorzüge mit sich, wenn man sie zu nutzen weiß. Ängste und Sorgen über das Universitätsleben gehen meistens bei ersten Kneipenabenden oder WG-Partys unter. Das Wichtigste ist wahrscheinlich, sich in erforderte Anwesenheitslisten einzutragen, sich alle Prüfungstermine und neuen Passwörter zu merken und sich die Namen der vielen neuen Gesichter einzuprägen. Und ganz nebenbei zu lernen, sich selbst zu organisieren – leider oder eben zum Glück steht da eben nicht mehr jeden Tag der Klassenlehrer, der vorschreibt, was heute zu tun ist.

(Text: Christina Hubmann)

Christina H.

Christina wollte eigentlich mal Busfahrer werden, ehe sie sich entschloss, doch "irgendwas mit Medien" zu machen. Schreiben tut sie nämlich schon immer gern. Und wie das Leben ohne dieses Internet funktioniert hat, fragt sie sich schon seit Längerem - erfolglos.

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