GesellschaftMeinungen

Ein Brief aus der Küche

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, doch wie unterschiedlich ist eigentlich die Essenszubereitung? Lisa Brüßler vergleicht einen Lieferservice, mit der Lebensmittelindustrie und ihre eigene Herangehensweise.


Liebe Leserinnen und Leser,
ich melde mich heute mit einem Exklusiveinblick der etwas anderen Art: Bei meiner Arbeit in einem Pizzaservice, der sowohl ausliefert als auch die Möglichkeit zum Abholen der Bestellung anbietet, konnte ich einige Erfahrungen sammeln, die für unser Titelthema sicher interessant sind. Gleichzeitig habe ich mir exemplarisch das Gericht „Spaghetti alla Carbonara” ausgesucht, um einen Vergleich zwischen den Möglichkeiten „Lieferservice”, der „Maggi- Fix- Variante” und der „selbst kochen-Lösung” zu ziehen.

Das Gericht „Spaghetti Carbonara” mit Sahnesoße, Schinken und Eigelb kostet im typischen Lieferservice zwischen fünf und sieben Euro plus Anfahrtskosten des jeweiligen Bringdienstes. Der Faktor Zeit spielt hierbei eine wesentliche Rolle und die Qualität der Produkte wird immer vom Kostenpunkt aus betrachtet: Die Pasta wird im Großmarkt gekauft und vorgekocht. Ebenso der Schinken, von dem der preisgünstigste zur größten Mengenabgabe gewählt und dann über längere Zeiträume – zumeist unverschlossen- im Kühlhaus „geparkt” wird.

Die Sahnesoße kommt aus Eimern und wird zusammen mit den restlichen Zutaten erwärmt, gemischt und dann wird das fertige Gericht in die Alugefäße geschüttet, die Sie dann vor sich haben.Die Zubereitung erfolgt in kürzester Zeit, sodass das Produkt innerhalb von fünf Minuten in eine Warmhaltebox gestellt wird und mit einer Verzögerung von 30-40 Minuten vom Auslieferungsfahrer zum Kunden gebracht werden kann. Der reine Warenwert wird nach meiner Erfahrung bei maximal 1,00 Euro liegen, da in sehr großen Mengen eingekauft wird. Hinzu kommen die „Arbeitszeit” und die Auslieferungs- bzw. Anfahrtskosten.

Über die Hygienebedingungen in derartigen Küchen verliere ich lieber weniger Zeilen und setze meine Hoffnung auf die Hygieneampel, die ab 2012 deutschlandweit eingeführt werden soll und, die alle Lieferservices und Schnellimbisse einschließt, sodass der potentielle Kunde sehr schnell erkennen kann, ob er der Gaststätte sein Vertrauen schenken möchte oder nicht.

Wenn es denn schnell gehen muss oder man am ersten Abend nach dem Urlaub nach Hause kommt, ist der Griff zum Telefon sicher eine Lösung die mal funktioniert; ich rate jedoch jedem potentiellen Kunden, in den Laden zu gehen, in dem man telefonisch bestellt und sich die Bedingungen anzuschauen beziehungsweise zuzuhören: Über den Ton und die Sprache, die dort vorherrschen, bekommt man schnell heraus, wie die eigene Mahlzeit hergestellt wird. Oft sind auch solche Schnellrestaurants zu empfehlen, bei denen man in die Küche oder zumindest den Herstellungsbereich einsehen kann.

Kommen wir zu der zweiten Variante: Lebensmittelmittelindustrie
Kauft man ein „Maggi fix&frisch”- Tütchen im üblichen Discounter, bezahlt man für „Spaghetti alla Carbonara” etwa 0,75 Euro. Hinzukommen 50 ml Sahne für etwa 0,50 Euro und 250 Gramm Spaghetti zum Discounterpreis von auch etwa 0,50 Euro. Der „Schinken” ist laut Verpackung schon in dem Tütenmix enthalten. Wasser wird dazugegeben, mit Sahne und dem Tüteninhalt angerührt und aufgekocht und nebenbei das Nudelwasser aufgesetzt, die Pasta al dente gekocht und schon hat man innerhalb von zehn Minuten eine Carbonara für zwei Personen fertig. Das ganze zum Preis von circa zwei Euro ­- plus den zehnminütigen Selbstaufwand natürlich!

Bezüglich der Qualität muss man natürlich selbst urteilen, doch wenn die Lebensmittelindustrie so weiter macht, dann sind sowieso alle Geschmacksnerven derart betäubt, dass der Unterschied zwischen einem industriell hergestellten Tütenmix und einer selbst gekochten Carbonara schwer zu schmecken sein wird.

Die dritte Variante sieht so aus: Selbst Kochen
Um Spaghetti alla Carbonara für zwei Personen selbst zu kochen, benötigt man 250 g Spaghetti, 200 g gekochten Hinterschinken, 80 g Parmesan, eine Zwiebel, ein Ei, 200 ml süße Sahne, Olivenöl und Gewürze wie Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Diese Variante wird zwischen drei und vier Euro kosten und etwa 20 Minuten brauchen – vom Schneiden der Zwiebel bis zum Befüllen der Teller. Natürlich müssen die Waren erstmal eingekauft werden, klar, aber der Vorteil ist, dass die Qualität, die Inhaltsstoffe und die Benennung der angebotenen Produkte genau unter die Lupe genommen werden kann.

Hier mein Rezept
rezeptMein Resumé:
Selbst kochen lohnt sich gleich zweifach. Ihr spart erstens Geld im Vergleich zur Liefervariante und der noch viel wichtigere Punkt: Ihr wisst ganz genau, wo die Produkte herkommen, was genau in der Mahlzeit ist, welche Qualität die Lebensmittel haben, die ihr selbst verwendet habt und wie sie zu dem Endprodukt wurden, welches ihr zu euch nehmt. Die beliebte Ausrede „ich kann nicht kochen” gilt hier nicht, da bei der Ausführlichkeit und Einfachheit der Rezepte diverser Internetportale (z.B. chefkoch.de) kein Student der Welt zu unbegabt sein kann, Spaghetti alla Carbonara für sich, die WG oder als Essen für den Besuch zuzubereiten. Und außerdem tut es nicht so weh im Portmonee wie Pasta, wenn für vier Personen zu bestellen.

Bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen der Politik und des Bundesministeriums für Verbraucherschutz greifen werden und mit der nötigen Härte durchgesetzt werden. Dann wird sich hoffentlich die Spreu vom Weizen trennen.

(Text: Lisa Brüßler)

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