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Die Zukunft der Rockmusik?

Er hat noch kein Album herausgebracht und ist weitgehend unbekannt, trotzdem vergleichen ihn seine Fans schon mit den größten Gitarrenhelden aller Zeiten: Jordan Cook, besser bekannt unter dem Namen Reignwolf. Dieser Hype ist Grund genug für uns, den angehenden Star der Rockszene genauer zu beleuchten und uns zu fragen, was diese Faszination um ihn ausmacht.  [divide]

 

Hat die klassische Rockmusik in unserer heutigen Zeit noch eine Zukunft? Jordan Cook, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Reignwolf, beantwortet diese Frage klar mit ja und belebt mit seinen mitreißenden Auftritten nebenbei auch das seit dem Ende der White Stripes lange für tot geglaubte Genre des Garagenrocks.

 

Der in Kanada geborene Künstler spielte schon mit verschiedenen Größen des Blues und Rocks, wie B.B. King oder Van Morisson und arbeitete mit Musikern wie Ben Shepherd von Soundgarden. Mittlerweile vergleicht seine Fangemeinde ihn sogar mit einigen der größten Gitarrenhelden aller Zeiten, wie beispielsweise Jimi Hendrix oder Jack White. Dies ist umso verwunderlicher, angesichts der Tatsache, dass von seinen Liedern meist nur Konzertmitschnitte vorhanden sind. Was löst also diese große Begeisterung für einen relativ unbekannten Künstler aus?

 

Die Ein-Mann-Band

Betrachtet man einen von Reignwolfs Auftritten fällt eines sofort auf: Er ist neu, innovativ und aufregend. Reignwolf steht nur mit E-Gitarre und einer Base Drum bewaffnet auf der Bühne. Und trotzdem entsteht beim Zuhörer schnell der Eindruck, es stünde eine komplette Band auf der Bühne. Man reibt sich verwundert die Augen, wenn man sieht, dass ein einziger Künstler für diese facettenreiche Musik verantwortlich ist.

 

Mit der Präzision eines Metronoms legt er mit dem Fuß an der Base Drum das rhythmische Fundament auf dessen Basis er energisch mit schnellen Fingern den Gitarrenhals herauf und herunter flitzt. Durch seine unverkennbar raue, heisere Stimme begeistert er schließlich auch den letzten Rest des Publikums von seinen Songs. Gerne steht man als Zuschauer beim Anblick dieser Performance mit offenem Mund da und stellt sich die Frage, wie ein einzelner Mensch so einfach eine ganze Band ersetzen kann. Doch damit nicht genug, denn bei manchen Auftritten spielt Reignwolf sogar gleichzeitig Gitarre und Schlagzeug, indem er mit dem Drumstick die Saiten der Gitarre anschlägt (http://www.youtube.com/watch?v=KLpXwnQnSoc).

 

Auf diese Weise widerlegt er eindrucksvoll das Klischee, Männer wären nicht multitaskingfähig und zeigt sich als Meister der One-Man-Show. Zudem gehören auch ungewöhnliche Instrumente, die den wenigsten Zuschauern zuvor ein Begriff waren, in sein Repertoire, wie er mit dem, auf einer E-Mandoline gespielten, bemerkenswerten Cover des Fleetwood Mac Klassiker „The Chain“ (http://www.youtube.com/watch?v=pLDSRzNYJ4A) beweist.

 

Musik mit vollem Körpereinsatz

Doch seine Musik ist nicht nur technisch anspruchsvoll, vielmehr spielt Jordan Cook mit Herz und Seele und einer unglaublichen Energie, die allein an dem angestrengten Gesichtsausdruck und der Menge Schweiß, die er vergießt, zu sehen ist. Meist muss er nach seinen Auftritten vor Interviews ein paar Minuten Luft holen, bevor er in der Lage ist, in irgendeiner Weise auf die Fragen zu antworten.

 

Genau dieser bedingungslose Einsatz ist es, der seine Performance von anderen Rockkünstlern unterscheidet und einzigartig macht. Außerdem ist diese Aufopferung der Grund, aus dem es ihm möglich ist, eine große Bühne mit seiner Präsenz zu füllen und nicht verloren zu wirken. Dabei schnappt sich Reignwolf gerne auch das Mikro und stellt sich für ein Lied mitten in die Fanmassen und ermöglicht ihnen auf diese Weise ein Konzerterlebnis der besonderen Art.

Der Reignwolf-Sound

Auch Reignwolfs Musik selbst ist unverwechselbar. So zieht sie durch Cooks bedingungslosen Einsatz beim Spielen und das Gefühl, dass er in seinen Songs steckt, den Hörer in ihren Bann. Dabei ist ein starker Blueseinfluss nicht von der Hand zu weisen. Gepaart wird dies mit viel Verzerrung der Gitarre und dem geschickten Einsatz vom Feedback des Verstärkers, wodurch letztlich ein rauer, dunkler Sound entsteht, der sofort fasziniert und im Ohr bleibt. Durch Reignwolfs minimalistischen Einsatz von nur wenig Instrumenten gepaart mit dem unsauberen, dreckigen Klang eben jener, erinnern seine Werke an die frühen White Stripes oder Black Keys. Doch seine einzigartige, fast schon kaputt klingende Stimme, gibt der Musik einen harten, düsteren aber auch gefühlvollen Grundcharakter, welche sie von den Werken anderen Künstler stark unterscheidet und ihn letztlich einzigartig macht.

 

Sieht man diesen innovativen Musiker, muss man sich also keine Sorgen um die Zukunft der Rockmusik machen. Auch der Vergleich mit Größen wie Hendrix liegt nicht vollkommen fern, schließlich löst Reignwolfs einzigartiger Sound eine ähnliche Faszination aus. Somit bleibt letztlich zu hoffen, dass Jordan Cook uns etwas länger erhalten bleibt als Jimi. Seine Popularität kann er mit seiner demnächst erscheinenden EP noch steigern (einen ersten Einblick ins Studio gibt es schon hier: http://www.youtube.com/watch?v=030FGor0IfA).

 

 

Soundvillages Hörtipp:

 

Wer einen Eindruck von dem Bühnenphänomen Reignwolf gewinnen will, sollte sich dafür auf jeden Fall eine komplette Performance des Künstlers anschauen. Dazu ist die Aufnahme des Radiosenders KEXP perfekt geeignet. Ein besonderer Tipp ist dabei das erste Lied des Auftritts „Electric Love“, das alle Merkmale, die Reignwolf einzigartig machen, in sich trägt: Ein einfaches und dennoch faszinierendes Gitarrenriff, Gesang mit vollem Einsatz und ein Refrain der im Ohr bleibt (http://www.youtube.com/watch?v=gJo5ieZeXcg).

 

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