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Die Jugend bleibt trotz Wirtschaftskrise optimistisch

Shell beauftragt seit 1953 in Deutschland unabhängige Forschungsinstitute damit, Studien zu den Sichtweisen und Einstellungen von Jugendlichen zu erstellen. Im September wurden die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung präsentiert. Deutlich wird: die Jugend bleibt optimistisch und freut sich auf die Zukunft.[divide]

Umzugskartons stapeln sich in der ganzen Wohnung. Nur wenige Möbel sind aufgebaut. Auf dem provisorischen Schreibtisch liegt eine kleine, mit Süßigkeiten gefüllte, Schultüte. Katharina D. (23) nimmt sich ein Stück Schokolade und scheint lächelnd an ihre Zukunft zu denken. Sie ist gerade nach Bremen gezogen, um dort ihr Studium der Pflegewissenschaft an der Universität zu beginnen. Vorher hatte sie in Hannover ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin (GuK) abgeschlossen. Durch das Studium will sie sich noch mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt sichern. „Ich möchte mich noch mehr bilden, um später die Karriereleiter weiter nach oben klettern zu können”, erklärt sie.

Katharinas Einstellung entspricht genau den Ergebnissen der 16. Shell-Studie, die im September veröffentlicht wurde. Bildung bleibt weiterhin der Schlüssel zum Erfolg. 59 Prozent der mehr als 2.500 befragten Jugendlichen blicken ihrer Zukunft zuversichtlich entgegen. Im Vergleich zu 2006 ist diese Zahl gestiegen, denn damals war nur die Hälfte so optimistisch gewesen. Bei den Auszubildenden ist die Hoffnung sogar noch größer: 76 Prozent glauben, dass sie nach der Ausbildung  von ihrem Betrieb übernommen werden.

In Deutschland hängt die Bildungschance aber auch weiterhin stark von der Herkunft ab. Bei den Jugendlichen aus sozial schwierigeren Verhältnissen haben sich lediglich 33 Prozent zuversichtlich über ihre eigene Zukunft geäußert. Weiter angestiegen ist hingegen die Bedeutung der Familie für Jugendliche. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) empfinden die Familie als notwendigen Faktor für ein glückliches Leben.

Auch das kann Katharina sehr gut verstehen. Ihre Familie sei zwar nicht der Mittelpunkt ihres Lebens, aber sie gehöre einfach dazu. Besonders bei Problemen könne sie sich jederzeit an sie wenden. „Bei Akutem sind sie sofort für mich da. Zum Glück lässt sich vieles auch am Telefon oder über das Internet klären”, sagt sie. Im World Wide Web verbringt Katharina sowieso gerne mal etwas mehr Zeit. Es können sogar 30 Stunden in der Woche werden. „Das kommt natürlich darauf an, was zu tun ist und wie viel Langeweile ich habe”, erklärt sie lächelnd.

Die Shell-Studie ergab auch, dass fast alle Jugendlichen (96 Prozent) zwischen zwölf und 25 Jahren Zugang zum Internet haben. Im Schnitt verbringen sie fast 13 Stunden pro Woche im Netz. Die Art der Internetnutzung teilt sich dabei in vier Kategorien. Es gibt Gamer (24 Prozent), Digitale Netzwerker (25 Prozent), Multi-User (34 Prozent) und Funktions-User (17 Prozent). Dabei sind die ersten beiden Bereiche vor allem von jüngeren Jugendlichen dominiert. Ältere nutzen das Internet eher für  E-Mails, Einkäufe und Informationsbezug.
Ob die Zugänglichkeit von Informationen im Internet im Zusammenhang mit dem gestiegenen Politikinteresse steht, lässt sich aus den Ergebnissen der Studie nicht erkennen. Sicher ist aber, dass es bei den 15- bis 17-Jährigen von 20 auf 33 Prozent angestiegen ist. Bei den jüngeren Jugendlichen hat sich das Interesse innerhalb der letzten acht Jahre mit 21 Prozent sogar schon fast verdoppelt.

Dieses Interesse teilt Katharina allerdings nicht: „Wenn ich ehrlich bin interessiere ich mich nicht besonders für Politik. Ich habe das Gefühl, dass die Wahlversprechen sowieso nicht eingehalten werden und daher ist es mir fast egal, wer gewählt wird.” Dafür stimmt sie den Ergebnissen der Studie bezüglich der Lebenseinstellungen vollkommen zu: Ehrgeiz und persönlicher Erfolg sind wichtig, aber auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. 57 Prozent der Jugendlichen wollen ihr Leben intensiv genießen. Für Katharina klingt das logisch, denn Ausgewogenheit sei wichtig. „Auch, wenn ich vielleicht keine Spaßkanone bin, finde ich alles muss ausgeglichen sein: Ob nun Spaß, Freunde oder Familie”, erklärt sie.

Hier gibt es weitere Informationen und sämtliche Ergebnisse der Shell-Studie.

(Text: Regina G. Gruse)

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