Sport

Der Tor des Monats – März

Der Sportmonat März war wiedermal bunt und vielfältig. Es gab auch einmal mehr Kurioses und Dummes zu bestaunen. Wir küren in diesem Monat wieder für Euch den Tor des Monats. Genauer gesagt gibt es im März 2012 zwei Anwärter auf diesen Titel. Einen tragischen und einen idiotischen Tor.


Es läuft die 118. Minute des DFB-Pokalhalbfinales im Fürther Trolli-Stadion. Max Grün verlässt unter dem grellweißen Flutlicht den Platz und weicht damit dem Bosnier Jasmin Fejzic. Kein ganz gewöhnlicher Wechsel, da es in diesem Moment die Torwarte sind, die ausgetauscht werden.

Um den Gedankengang von Fürth-Trainer Mike Büskens nachvollziehen zu können, bedarf es einiger Details: Es stand 0:0, das Elfmeterschießen war also nur noch zwei Minuten entfernt. Zudem gilt Fejzic innerhalb des Teams nicht nur als Elfmetertöter sondern auch noch als sicherer Schütze. Die logische Konsequenz war also ein Wechsel kurz vor Abpfiff.

Gündogan stürzt Fejzic ins Tal der Tränen
Doch Büskens hatte sich scheinbar keine Autorisierung beim Fußballgott geholt. Am bemitleidenswerten Jasmin Fejzic offenbarte sich das grausame Spiel des Fußballs. Die Fatalität der Ereignisse hatte noch einen letzten Angriff der Dortmunder auf dem Zettel.

Gündogan schoss mit voller Wucht vom 16-er, der Ball klatschte an den Pfosten und von da… Nicht wie in den meisten Fällen zur Seite weg sondern an den Rücken des grade eingewechselten Torwarts. Der Ball rutschte über die Linie, Dortmund führte 0:1 und das Spiel wurde nicht mehr angepfiffen.

Fejzic war nach Spielende den Tränen nahe. Der 25-Jährige gab zu Protokoll: „Ich könnte nur noch heulen. Mehr Pech kann man nicht haben.” Auch der Dortmunder Sebastian Kehl zeigte Mitleid mit der tragischen Figur: „Das tut mir unheimlich leid für den Torwart, das hat der Junge einfach nicht verdient.”

Parallelen zu Sascha Burchert
Der Fall erinnert in Ansätzen an den Berliner Torwart Sascha Burchert, der vor zwei Jahren sein erstes Spiel für die Hertha absolvierte und zweimal aus dem Tor lief, um zu klären, dann jedoch beim Nachschuss bei Male überlupft wurde. Burchert begleitet dieses Schicksal noch bis heute, er kam in der Folgezeit nicht über den Status der Nummer Zwei hinaus.

Es ist Fejzic zu gönnen, das er sich aus diesem Tal selbst herausziehen kann. Der Fußball ist brutal und so wäre es bitter, wenn der Bosnier für immer und ewig mit dieser Kuriosität verbunden bliebe. Auch wenn für diesen Monat Fejzic den Status des tragischen Tors einnimmt, sollte er sich baldig konsolidieren und seine Albträume beiseiteschieben.

Homophobe Banner in Dortmunder Kurve
Unrühmlicher und ungleich dümmer verhielten sich einige Dortmunder Fans ein paar Tage zuvor beim Heimspiel gegen Bremen als sie homophobe Banner hochhielten.  „Lieber ‘ne Gruppe in der Kritik als Lutschertum und Homofick!” und „Gutmensch, Schwuchtel, Alerta-Aktivist, wir haben dir mit 20 vs. 100 gezeigt, was Fußball ist” standen dort im besten Idiotenjargon.

Der BvB distanzierte sich umgehend von der Beschränktheit einiger: „Borussia Dortmund verurteilt scharf die homophoben Schmäh-Plakate, die am Samstag beim Bundesligaspiel gegen Werder Bremen auf der Südtribüne zu sehen waren.” Sicherlich war es wieder nur eine kleine Gruppe von geistig Minderbemittelten, dennoch ist jede Anfeindung dieser Art eine zu viel. Die Werder-Fans sollen auf die Plakate mit dem Schlachtgesang „Schwuler SVW” reagiert haben. So nimmt man mit ironischer Gleichgültigkeit und Humor den Wind aus den Segeln der Homophoben in den Stadien.

Reaktionen machen Hoffnung
Der DFB kämpft seit einigen Jahren mit Nachdruck gegen Homophobie im Fußball, ohne dabei jedoch nicht selbst einige Fettnäpfchen ausgelassen zu haben. Solche Banner demonstrieren eindrucksvoll, wie viel Arbeit noch bevorsteht. Die Reaktionen vom Großteil der Dortmunder Fans, aber auch der SVW-Anhänger zeigen, machen jedoch auch Hoffnung auf eine sich selbst regulierende Kurve.

So hat der Monat März nicht nur einen tragischen Tor im Fürther-Gehäuse gefunden. Auch im Negativbereich hat sich eine Gruppe von Dortmunder Torheiten aufgedrängt. In diesem Fall muss man jedoch bei jedem Fan, der diese Banner hochhielt, definitiv vom idiotischen Tor sprechen.

 

Die bisherigen Titelträger:
Der Tor des Monats – Februar

 

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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