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Der Gang zum Arzt wird zur Routine

Immer häufiger gehen wir zum Arzt und wir verbringen immer mehr Stunden auf den einfachen Plastikstühlen der Wartezimmer. back view geht der Frage nach, wieso die Zahl der chronisch Erkrankten ständig zu wachsen scheint.

[divide]Asthma, Rheuma und Suchterkrankungen sind zu Volkskrankheiten geworden. Rund 80 Prozent der Bevölkerung leidet unter solchen Beschwerden und erliegt meist unter deren Folgen. Doch was ist überhaupt chronisch und kann man solche Erkrankungen eigentlich heilen?Als Erstes muss man sich fragen, was die Definition einer chronischen Erkrankung ist. Hierzu sagt der Mediziner E.M. Waltz, dass sie ein Ergebnis eines länger andauernden Prozesses degenerativer Veränderung somatischer oder psychischer Zustände ist. Heilt eine Erkrankung nicht aus, wird sie chronisch. Klassisch hierfür können eine nicht auskurierte Lungenentzündung oder Magen-Darm-Infekte sein.Was muss man beachten?
Hierbei muss man jedoch zwischen akut und chronisch unterscheiden. Denn nicht jeder Husten kann zum Tod führen, so wie die meisten Patienten denken. Bei einem akuten Leiden ist der Ausbruch der Krankheit sehr schnell und dauert durchschnittlich drei bis vierzehn Tage an. Sollte dieses Zeitkontingent jedoch überschritten werden und nach vier Wochen immer noch nicht abgeklungen sein, kann man von chronisch sprechen.

Eine Krankheit kann auch chronisch sein, aber akute Auswirkungen haben. Als Beispiel könnte man hierfür Epilepsie nehmen. Es ist zwar jederzeit vorhanden, nur muss es nicht immer auftreten und kann auch schnell wieder abklingen. Ebenfalls wie in den Vorstufen von Alzheimer oder Multipler Sklerose.

Sind chronische Krankheiten vererbbar?
In den meisten Fällen muss man leider davon ausgehen, dass chronische Krankheiten vererbbar sind. Es wurde beispielsweise nachgewiesen, dass Alzheimer oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Generationen weiter gegeben werden können.

Nicht richtig auskurierte Krankheiten oder Suchterkrankungen hingegen müssen von dem Einzelnen in Verantwortung gezogen werden. So müssen sich Kinder von Alkoholikern also nicht davor fürchten mal ein Bier zu trinken und gleich abhängig zu werden.

Gibt es wirklich Volkskrankheiten?
Man kann nicht davon ausgehen, doch hat es bald den Anschein, da sich immer häufiger Krankheiten herauskristallisieren, die jeder Dritte hat. Dazu gehören Asthma, das meist schon im Kindesalter diagnostiziert wird, oder auch Rheuma, Diabetes und Gicht.

Für keines dieser Leiden wurde bisher ein Heilmittel entwickelt, nur Medikamente, die den Umgang mit ihm erträglicher und lebenswerter machen. Solange werden sie sich wohl oder übel weiter verbreiten.

Kann man an chronischen Krankheiten sterben?
Nicht an jeder. Menschen die beispielsweise an Multipler Sklerose oder Alzheimer leiden, haben bisher keine Heilungschancen. Patienten mit Morbus Crohn oder COPD (chronisch obstruktive Atemwegserkrankung) können hingegen behandelt werden – diese Krankheitsbilder sind aber dennoch mit einer der häufigsten Todesursachen. Eine chronische Krankheit kann aber generell wieder heilen. Hierbei kann man mehrere Heilungen unterscheiden. Sie kann enden, indem man zum Beispiel operiert wird. Rezidivieren, wie bei Tumoren, oder chronifizieren, also von langer Dauer sein.

Beim chronischen Verlauf muss man wieder unterscheiden: eine Krankheit kann in einem Stadium stehen bleiben, aber auch wiederkehren, wie bei Allergieschüben, oder fortschreiten, z.B. Rheuma. Sie kann kompensieren, sodass die jeweilige Fehlfunktion ausgeglichen wird, oder das Gegenteil tritt auf und der Patient erfährt wesentliche Einschränkungen.

Nach Corbin und Strauss verläuft eine chronische Krankheit nach acht Stufen: dem „Davor”, das Einsetzen, die Krise (lebensbedrohliche Situation), das Akutwerden, das Einsetzen von Stabilität, die plötzliche Instabilität, der langsame Verfall und schlussendlich der Tod.

So traurig diese Realität auch sein mag, die meisten Familien mussten schon mindestens einmal diese acht Stufen mit durchleben. Und umso schockierender ist es, dass ganze 80 Prozent der Bevölkerung an mindestens einer chronischen Krankheit leiden. Da stellt man sich schon die Frage: Gibt es irgendwann überhaupt noch jemanden, der gesund ist?

(Text: Christin Hinze)

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