Der G-8 Gipfel in Heiligendamm
Am Mittwoch startet die Hauptphase des G-8-Gipfels rund um Rostock
Ăber 100.000 Globalisierungsgegner und Demonstranten werden in dieser Woche erwartet. 16.000 Polizisten, 1.100 Bundeswehrsoldaten und die örtlichen Feuerwehren sind fĂŒr die Sicherheit der Teilnehmer und der Zivilisten in und rund um Heiligendamm verantwortlich. Ăber 200 Organisationen wollen mit friedlichen Kundgebungen auf die MissstĂ€nde, den Hunger auf der Welt und das ihrer Meinung nach âunnötige Pseudotreffen“ der Regierungen aufmerksam machen. Ăber 4000 Journalisten aus der ganzen Welt dokumentieren und kommentieren das gesamte Geschehen.
Zur âGruppe der Acht“ gehört neben den fĂŒhrenden sieben Industriestaaten USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich, Japan auch Russlands. UrsprĂŒnglich im Jahr 1975 als âGruppe der Sechs“ gegrĂŒndet, nehmen seit 1976 Kanada und seit 1998 auch Russland an den jĂ€hrlichen Treffen teil. Im Rahmen des dreitĂ€gigen Hauptgipfels finden aber vor allem im Vorfeld Minister- und Arbeitstreffen statt, in denen die zu behandelnden Themen vorbesprochen werden. Auch am G-8-Gipfel nehmen nicht nur Vertreter der Regierungen, sondern auch der Wirtschaft und Wissenschaft teil.
Am vergangenen Sonntag fand die Auftaktdemonstration in Rostock statt. Zehntausende demonstrierten friedlich, aber mit klaren Ansagen wie âkeine Macht der G 8″ oder âRevolution bis es kracht“. Erst am Stadthafen eskalierte die Situation durch das gewalttĂ€tige Auftreten von 2000 Autonomen.
Ohne Vorwarnung begannen sie Polizeiwagen mit Pflastersteinen zu bewerfen und zu randalieren. Was folgte war eine der schlimmste StraĂenschlachten in Deutschland seit Jahrzehnten. Die Polizisten versuchten die Lage durch aggressive VorstöĂe in die Menschenmenge unter Kontrolle zu bekommen. Am Ende wurden ĂŒber 100 Personen festgenommen und rund 1000 Menschen verletzt.
Die Verantwortlichen des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac entschuldigten sich öffentlich bei den Rostocker BĂŒrgern. Gemeinsam mit der Polizei wollen sie nun dafĂŒr sorgen, dass es bei den folgenden gröĂeren Demonstrationen nicht zu weiteren Ausschreitungen kommen wird. Sie distanzierten sich von den Autonomen und haben sich klar gegen deren gewaltverherrlichende Haltung ausgesprochen.
Attac bildet mit ĂŒber 90.000 Mitgliedern in 50 LĂ€ndern der Erde eine der gröĂeren Organisationen, die an den Demonstrationen gegen den G-8-Gipfel teilnehmen. Attac stammt von der französischen AbkĂŒrzung fĂŒr âVereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BĂŒrgerInnen“ und wurde 1998 in Frankreich gegrĂŒndet. UrsprĂŒnglich lag der Fokus in dem Eintreten fĂŒr eine demokratische Kontrolle der internationalen FinanzmĂ€rkte und der EinfĂŒhrung der Tobin-Steuer.
Mittlerweile nimmt sich das Netzwerk jedoch der gesamten Problematik neoliberaler Globalisierung an.Die deutsche PrĂ€sidentschaft rĂŒckte fĂŒr den diesjĂ€hrigen G-8-Gipfel vor allem drei Themen in den Mittelpunkt. Zum einen soll der Klimaschutz verstĂ€rkt werden. Die EU und Deutschland fordern deshalb von allen Staaten langfristige und feste Schutzziele, die das Kyoto-Protokoll nach dessen Ablauf 2012 ersetzen sollen.
AuĂerdem ist die Globalisierung Inhalt der GesprĂ€che. Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Umgang mit Hedge-Fonds und dem Dialog mit den SchwellenlĂ€ndern. Der traditionell wichtigste Aspekt ist jedoch die Afrika-Hilfe. Die Finanzspritzen sollen nochmals erhöht und effektiver genutzt werden.
(Text: Konrad Welzel / Zeichnung: Christina Koormann)
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