Daumendrücken statt Ignoranz
Warum die zuständigen Berichterstatter im Norden kein Sterbenswörtchen über Olympia 2018 verlieren, ist offensichtlich: Wir sind denkbar ungeeignet für Olympische Winterspiele, da wir nicht gerade mit Gebirgen gesegnet sind. Wir können einen Geesthang anbieten und eine Menge Schnee auf den platten Feldern. Zudem lehnen wir grundsätzlich erst einmal alles ab, was aus Süddeutschland kommt: Lederhosen, die CSU und den FC Bayern München. Unser Interesse würde sich vermutlich auch bei Olympia 2018 in Grenzen halten, denn wir mischen uns nicht in Diskussionen ein, die uns nichts angehen.
Nun mag die Tatsache, dass der Norden nichts von Olympia 2018 mitbekommt auch ein Einzelschicksal der Leute sein, die sich nicht für Sport interessieren. Ich bin meinen Artgenossen in dieser Hinsicht nun durch Recherchen voraus und weiß, dass für die Olympischen Winterspiele 2014 bereits die Entscheidung gefällt wurde, sie in Sotschi, Russland, stattfinden zu lassen.
Die Diskussion beginnt also bereits sieben Jahre vor der eigentlichen Austragung des sportlichen Wettkampfes. Merkwürdig ist es trotzdem, dass bereits in zwei Monaten darüber entschieden werden soll, ob die Olympischen Winterspiele in Annecy, München oder Pyeongchang stattfinden werden und Norddeutschland diese Ereignisse nahezu vollständig ausklammert.
Eine andere Erklärung für mein vormaliges Unwissen könnte die Tatsache sein, dass sich in Norddeutschland weniger passionierte Skilangläufer und Bobfahrer finden als im Süden. Warum über die Olympischen Winterspiele 2018 berichten, wenn man sich noch nicht einmal mit Schlittschuhen auf der Alster oder Elbe halten kann? Wir ziehen die Disziplinen Segeln, Wakeboarding und Kitesurfen vor.
Gleichwohl wird Süddeutschland jedoch auch die Unruhen zum 1. Mai im Schanzenviertel ignorieren, denn das Desinteresse an diesen Themen mag einfach in den anfangs erwähnten 894 Kilometern begründet sein. Norddeutschland wünscht Süddeutschland trotz dessen Glück beim Lösen des Problems um Olympia 2018, sodass alle Parteien zufrieden gestellt sind.
(Text: Ronja Heintzsch)