KulturMusik & Theater

Blaue Flecken als Sammlerstücke

Zwei Stunden Abrocken mit einer Band, die nicht nur für mitreißende Musik steht, sondern dabei auch noch jede Menge Spaß und Energie ausstrahlt. Die Beatsteaks sind seit dem 4. März auf großer Europatour und haben die Massen von der ersten Sekunde an im Griff.
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Das Vergnügen, einen Vorwärtssalto aus über zwei Metern in ein Bad voller klatschende Menschenhände machen zu dürfen, haben nicht viele in ihrem Leben. Arnim Teutoburg-Weiß, der Frontmann der Beatsteaks, nahm diese Wagnis beim Auftritt in Frankfurt auf sich. Und es schien im Rausch der rockenden Fans unter ihm wahrlich ein Vergnügen gewesen zu sein. Denn zurück auf den Bühnenbrettern blickte er mit einem strahlenden Lachen in die tobende Halle.

beatsteaksSichtlich stolz auf den gelungenen Abend, auf die Beatsteaks und vor allem auf die mitsingenden Fans. Es war nicht der einzige Moment, in dem der Sänger genüsslich ins Publikum grinste.Während des zweistündigen Konzertes war vor allem die Dynamik der Berliner Musiker faszinierend. Mit dem ersten Takt aus dem Song „Hey Joe” rissen sie die 5000 Fans mit. Und das kann man wirklich wörtlich nehmen. Die Beatsteaks spulen nicht einfach ihre Songs ab. Die fünf Jungs wollen mehr und das merkt auch das Publikum mit den ersten Klängen aus den (Boom-)Boxen.„Komm, wir drehen eine Minute lang einfach mal voll ab.
Das muss sich so anfühlen wie Samstag nachts um drei!”, schreit Arnim Teutoburg-Weiß ins Mikrofon und spricht dabei genau das aus, was er selbst vormacht: Die Band lebt ihre Lieder, tanzt zu ihren Songs und hüpft über die Bühne zu wilden Tönen. Die Beatsteaks wollen ihre Fans unterhalten und haben dabei selbst sichtlich genau so viel Spaß. Und wenn mal eine Strophe des neuen Songs „Milk and Honey” „verkackt” wird, dann wird die eben noch einmal von vorne angestimmt.
beatsteaksDie Beatsteaks haben sich 1995 gegründet und vor wenigen Wochen mit „Boombox” ihr erstes Album seit 2007 veröffentlicht. Der Durchbruch gelang den fünf Berlinern 2004 mit dem Album „Smack Smash”. In den frühen Jahren überwogen noch die harten und schnellen Töne.
Von dem rockigen Punk ging es bis heute immer mehr in Richtung hymnischen Pop und mit dieser Entwicklung auch an die Spitze der Hitliste. So brachte die neue Scheibe der Band zum ersten Mal Platz eins der deutschen Album-Charts ein. In der „Boombox” steckt vor allem einiges an verrückten Klängen und einer experimentierfreudigen Mischung aus Punk-, Rock-, Reggae- und Ska-Tönen. Dennoch ist die gerne mal laute Handschrift der Beatsteaks klar erkennbar. Der neue Song „Automatic” kam besonders gut beim Publikum an, das sofort textsicher mitsang und tanzte. „Es hat also der ein oder andere unsere neue Platte gekauft”, scherzte Armin Teutoburg-Weiß. Die Frage sollte wohl eher sein – wer sie nicht hat.

Live macht vor allem die Mischung der Sounds einen Abend der besonderen Musikerfahrung aus: Wilde Punknummern geschmückt mit weichen Popsounds. Die Fans bedankten sich bei den Beatsteaks für die kurzen Pogo-Verschnaufpausen mit rhythmisch klatschenden Händen und mitsingenden Kehlen. Die durchnässten T-Shirts konnten nach den zwei heißen Stunden Melodie-Entertainment allerdings nur langsam wieder trocknen. Die blauen Flecke an Schultern und Armen wurden allerdings stolz auf den Toiletten präsentiert. Kleine Mitbringsel von den Pogo-Einlagen, die bei den strahlenden Fans als Sammlerstücke nach Hause getragen wurden.

Strahlend und glücklich wirkten auch die Akteure auf der Bühne. Es war zu spüren, wie die Beatsteaks bei ihren Live-Auftritten brennen und ihre eigene Show sichtlich genießen. Wenn ausnahmsweise die Gitarristen Bernd und Peter mit den Songs „Frieda und die Bombe” oder „Under A Clear Blus Sky” das Publikum mit ihren Stimmen begießen, steht Frontmann Arnim grinsend daneben und schwingt die Gitarrensaiten.
Locker, punkig, rockig, voller Energie, zwischendurch auch gerne mal etwas abgedreht und vor allem mit jeder Menge Spaß an und mit den Fans. Das macht die Besonderheit der Beatsteaks wohl auch aus. Sie spielen nicht nur fürs feiernde Publikum vor ihnen – sie rocken auch für sich selbst. Kurz vor dem Ende wird das noch einmal besonders deutlich; als sich Arnim Teutoburg-Weiß stolz auf die Verstärkerboxen lehnt und mit glänzenden Augen sekundenlang einfach den Moment zu genießen scheint.

Informationen zur Tournee unter: http://www.beatsteaks.com/

(Text und Fotos: Konrad Welzel)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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