Brennpunkte

Abtanzen auf dem Altar

Es scheint, als hätten Kirchen, seien sie katholisch oder auch evangelisch, an manchen Orten keine Zukunft mehr. Immer mehr dieser Gebäude bekommen ein neues Leben als Diskothek oder auch Kletterhalle eingehaucht. Klingt irgendwie unchristlich? Das muss es nicht sein – leisten einige Kirchen doch wichtige gesellschaftliche Aufträge.


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Dass die katholische Kirche unter schwindenden Mitgliederzahlen leidet, ist bekannt. Die Auswirkungen sind aber teilweise markant. Durch den Rückgang werden Gemeinden zusammengelegt, um Kosten zu sparen. So werden Kirchen profaniert und veräußert, da in ihnen keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Sie werden zu gewöhnlichen Gebäuden und sind keine geheiligten Orte mehr.

Besonders für lokale Glaubensgemeinschaften bedeutet eine Schließung oft den Verlust eines stadtteilprägenden Elements. Prägende Erlebnisse wie Taufe, Kommunion, Firmung und Hochzeit fanden an diesen Orten sta Marienkirche in Neubrandenburgtt. Oft haben ältere Menschen nach der Schließung auch keine Möglichkeit, die viel weiter entfernten Gotteshäuser zu besuchen.

Doch was geschieht danach? Was passiert mit den leerstehenden Räumen? Mancherorts bekommen Kirchen ein neues Leben eingehaucht – zum Beispiel als Kulturkirchen oder sie werden zu Wohnungen und Bürogebäuden umgebaut. Oft werden sie aber auch abgerissen, denn rein finanziell lohnen sich eine Renovierung und ein Umbau dieser alten Gebäude selten.

Trotzdem gehen einige Investoren dieses Wagnis ein. back view stellt euch einige der profanierten Kirchen vor, bei denen heute nur noch das Kirchenschiff an deren Vergangenheit erinnert.

Die Marienkirche in Neubrandenburg wurde 1957 zur Konzertkirche umgebaut. Sie gewann den Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern und hat eine hervorragende Akustik zu bieten. Sie ist Stammspielstätte der Neubrandenburger Philharmonie und Spielstätte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. (Foto rechts)

Kletterkirche in Mönchengladbach, ehemals St. PeterHoch hinaus kann man in der Kletterkirche Mönchengladbach. Nach rund 16 Monaten wurde St. Peter zu Kletterzwecken wiedereröffnet, nachdem im Vorfeld mehrere Bewerber ihr Interesse bekundet hatten, die die Kirche zur Diskothek oder in ein Autohaus umbauen wollten. (Foto links)

Im ehemaligen Kirchenschiff der St. WolfSchifffahrts- und Schiffbaumuseum in Wörth am Main, ehemals St. Wolfganggangskirche in Wörth am Main ist heute ein Schifffahrts- und Schiffbaumuseum untergebracht. Ende des 19. Jahrhunderts fand in der Region ein katastrophales Hochwasser statt, weshalb man in hochwassersicherer Gegend eine neue Kirche baute, wodurch St. Wolfgang seine Funktion verlor. (Foto rechts)

„The Church" in Dublin, ehemals St. Mary's„The Church” in Dublin, ehemals St. Mary’s Church
Restaurant, Bar und Club in einem fanden in der Dubliner Kirche seinen Platz. In der 1986 geschlossenen Kirche wurde 2007 die Gastronomie eröffnet, die sich simpel „The Church” nennt. Das renovierte Gebäude gewann den Preis als „Best Old Building” und beeindruckt durch die schönen Beleuchtungsinstallationen. (Foto links)


Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie den alten Kirchen wieder Leben eingehaucht wird. Vielleicht sollten die Kirchen sich in Deutschland eine Scheibe davon abschneiden und ihre Konzepte überarbeiten. Wie unsere Beispiele zeigen, steckt so manch gute Idee hinter einer Kirchenmauer.

(Text: Sarah-Janine Fischer / Fotos: Marienkapelle by vzn b. karl / Kletterkirche by klaus fasbinder / Schifffahrtsmuseum by schifffahrtsmuseum-woerth.de / “The Church” by thechurch.ie)

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